MMW c/o. Iko Chmielewski, Schulstr. 10, 26316 Varel
Juni 1007
Bei der Auftragsvergabe haben wir damals gegen den Masterplan gestimmt
(siehe Anhang), weil wir die Planung für vollkommen überdimensioniert und
zu teuer hielten. Doch nach dem nun der Masterplan vorliegt haben wir
das unbestimmte Gefühl, das es sich mehr oder weniger um einen teuren
Spaß handeln muss. Auf über 170 Seiten werden uns "Daten und Fakten"
nach der Machart einer mittelprächtigen Diplomarbeit angeboten. Die
ersten rund 100 Seiten sind vage Zukunftsprognosen der wirtschaftlichen
Entwicklung. Der Logik einer Diplomarbeit folgend mit zahlreichen
Zitaten, Verweisen und Fußnoten versehen. Überhaupt hat man das Gefühl
Alles so oder so ähnlich schon im Regionalen Standortmanagement
Jade-Weser-Raum gelesen zu haben. Der einzige Anflug einer aktiven
Datenerhebung scheint sich in einer Schmalspuruntersuchung (deren
Relevanz mehr als bezweifelt werden kann) von ca. 77 telefonisch
befragten Unternehmen zu manifestieren.
Unter dem Titel "Leitbild" wird dann das der Untersuchung
vorausgegangene Angebot der Firma noch einmal auf 10 Seiten als eine Art
Fiktion eines idealen Industrie- und Gewerbegebietes ausgebreitet, um
anschließend wieder aus anderen Untersuchen zu zitieren. Ab Seite 130
geht der Masterplan dann endlich der Frage nach, wo ein entsprechend
großes Areal auf dem Gebiet der Stadt Varel vorhanden wäre um
Industrie- und Gewerbeflächen zu entwickeln.. Schade nur dass die
Abwägung nicht fundierter ist als die, die wir mit unserem Stadtplaner
bereits 2005/2006 im Rahmen der Neuaufstellung des F-Planes vorgenommen
haben. Doch zumindest kommen wir zum gleichen Ergebnis.
Auch die letzen 25 Seiten liefern keine wirklich konkreten Zahlen,
Fakten und neue Erkenntnisse. Hier entpuppt sich der Masterplan als ein
Referat über Grundlagen der Stadtplanung für neue Ratsmitglieder. Hier
werden Selbstverständlichkeiten (Ver- und Entsorgung) in mundgerechte
Happen aufgewärmt und dem Leser als "Konzepte präsentiert". Die einzigen
Bausteine, die über das normale Maß einer herkömmlichen Planung
hinausgehen sind just die Angebote, die im Dienstleistungsbereich der
Firma "hellberg" hineinreichen - den Betrieb des IG-Kentrums-Gebäudes
Grundsätzlich ist die Geschäftsidee eines sollen "Hyperdienstleisters"
mit der räumlichen Nähe zum Gewerbegebiet, der seine Dienste bei der
Vermarktung von Freiflächen genauso anbietet, wie den Aufbau einer
Campus-Akademie, die auftragsgemäße Sondierung des Marktes nach
potenziellen Aufträgen und wie Energiecontrolling , eine spannende
Utopie. Sie entspricht der Tendenz von Unternehmen, bestimmte Aufgaben
auszulagern und an externe Fachfirmen zu vergeben. Und solange die Stadt
Varel nicht in das "I-G-Centrum" investiert, brauchen wir uns auch nicht
über die personelle Kompetenzen (hier wird ja eine ganz breite Palette
von Angeboten zusammengestellt), die finanzielle Struktur oder die
Marktchancen eines derartigen Dienstleisters Gedanken machen.
Die Utopie dieser Geschäftsidee liegt nicht in den einzelnen Angeboten
des IGCs . Die einzelnen Angebotsideen sind im Grunde schon alte Hüte.
Die Stadt vertreibt nicht zum ersten Mal Gewerbeflächen über eine GmbH.
Arbeitsgemeinschaften von Firme - um einen größeren Auftrag zu bekommen-
hat es schon immer gegeben. Die gezielte und bedarfsgerechte Schulung
von Arbeitssuchenden in unserer Region wird derzeit in einer Kooperation
von Politik, Wirtschaft, Jobzentrum und Schulen angeschoben. Externe
Schulungsangebote für Betriebe überschwemmen den Markt. Das Sozialamt
beschäftigt sich u.a. mit der Einrichtung von betrieblich geförderten
und betriebsnahen Kindergarten- und Hortplätzen.
Diese Aufzählung ließe sich noch um die bereits erprobten Bausteine der
Einkaufsgenossenschaften, der Verbundausbildung, Gemeinschaftswerbung -
wie z.B. Messen, und vieles mehr erweitern. Nein ! Die Utopie liegt
darin, dass dieses ganze Spektrum von Dienstleistungen aus einer Hand,
auf dem Campusgelände angeboten wird.
Für mich stellt sich die Frage: Weshalb musste die Stadt Varel so viel
Geld dafür ausgeben, damit uns die Firma "hellberg " ihre Geschäftsidee
oberflächlich vorstellen darf? Denn der überwiegende Teil des
vorgelegten "Masterplanes" ist im Grunde nur eine Reflektion des
Abwägungsprozesses bezüglich einer GI-Fläche für den
Flächennutzungsplan. Um konkrete Aussagen zu machen, die über die
rechtlich unverbindliche Flächenplanung hinausgehen, ist der Plan
einfach nicht aussagekräftig genug.
Daran lassen auch die Verfasser kein Zweifel: ":DIE UNVOLLSTÄNDIGEN UND
VERALTETEN DATEN LASSEN NUR
ALLGEMEINE EINSCHÄTZUNGEN ZU PLANERISCHEN RELEVANZ DIESER UMSTÄNDE ZU.
"(Seite 53)
" ...im Rahmen einer weiteren Planung die Wiesenvogelproblematik...zu
behandeln:" (Seite 54)
"...? Wasserschutzgebiet unwahrscheinlich." (Seite 55)
"Im Bereich der Standorte sind jedoch diverse Detailfragen im Rahmen der
weiteren Planungen zu klären." (Seite 56)
"... Für diese Planebene (Bebauung) wird exemplarisch der Standort...
herangezogen,..." Er hat...."nur informellen Charakter" (....) unter der
Prämisse, dass die geplante A22 nördlich der Anschlussstelle Jaderberg
die A29 kreuzen wird." (Seite 149)